Die drückende Hitze der letzten Juniwoche hat uns spüren lassen, wie wichtig es ist, sich vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Doch in Selm fehlen schattige Plätze und grüne Oasen, um der Hitze zu entkommen. Der Campusplatz, eine riesige versiegelte Fläche ohne Bäume, symbolisiert das Versäumnis der Stadt, sich angemessen auf die steigenden Temperaturen vorzubereiten. Wir erinnern uns: Hier wurden im Sommer bereits Temperaturen von bis zu 60 Grad Celsius gemessen. Trotz alarmierender Hitzerekorde und Gesundheitsrisiken für Kinder und ältere Menschen wird die Hitzevorsorge nach wie vor vernachlässigt.
Wir Selmer GRÜNE waren mit der Planung des Campus von Anfang an nicht einverstanden. Selm leistet sich hier eine versiegelte Fläche, die größer ist als der Marktplatz in Lünen. Man wollte große, repräsentative Flächen und Sichtachsen quer durch die Stadt schaffen. Dabei verbraucht ganz Deutschland viel zu viel Fläche: Das Ziel der Bundesregierung war, bis 2020 nur maximal 30 Hektar täglich neu zu versiegeln; aktuell sind es etwa 55 Hektar pro Tag. Das bedeutet, dass jede Minute die Fläche eines durchschnittlichen Einfamilienhauses inklusive Grundstück versiegelt wird.
Die Devise müsste also ganz klar heißen: Entsiegelung! Werfen wir einen Blick in das Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept für die Stadt Selm. Welche Maßnahmen sind vorgesehen? Und wie passt der versiegelte Campus hier ins Bild? Im Konzept steht:
„Der Anteil von Schottergärten nimmt zu. Bei der Aufstellung von Bebauungsplänen ist im jeweiligen Einzelfall zu prüfen und abzuwägen, inwieweit ‚Lose Steil-/Materialschüttungen als nicht zulässig‘ festzusetzen sind. Information und Sensibilisierung im Bestand, um weitere Steingärten zu verhindern und ggf. Eigentümer mit Steingärten zum Umdenken zu bewegen und eine Begrünung anzustoßen.“
Die Stadt priorisiert hier die Begrünung privater Steingärten der Bürger*innen als erste Maßnahme, obwohl sie selbst das Ziel einer Vorbildrolle bei Entsiegelungsmaßnahmen verfehlt. Zudem dürften die Flächenverluste durch private Vorgärten im Vergleich zu kommunalen Bauvorhaben eher geringfügig ausfallen.
Was spricht gegen Bäume auf dem Campusplatz – zur Begrünung, zum Schutz vor Hitze und zur Verbesserung des Stadtklimas? Ein Argument, das wir GRÜNEN immer wieder hören mussten: „Der Platz muss baumfrei bleiben, damit hier einmal im Jahr die Bühne für das Stadtfest sowie das Zelt für den Selmer Karneval aufgebaut werden können.“ Dies zeigt deutlich, dass hier die Prioritäten falsch gesetzt sind. Als Alibi-Maßnahme hat man dann 2023 sogenannte Kübelbäume auf den Platz gerollt: Mobile Bäumchen, die zum Stadtfest bei Seite geschoben werden können. Im „Tätigkeitsbericht zu Klimaschutz und Klimaanpassung der Stadt Selm“ von 2023 heißt es hierzu:
„Diese Bäume sollen in Zukunft den Campusplatz grüner und schattiger gestalten und zugleich bei Veranstaltungen flexibel verschoben und neu platziert werden. Sollten die Bäume in den nächsten fünf Jahren für die Kübel zu groß werden, werden diese im Selmer Stadtgebiet integriert und neue Bäume für den Campusplatz organisiert.“
Diese Bäumchen werden niemals eine Größe erreichen, die bei Hitze Abhilfe schafft und das Stadtklima nachhaltig verbessert.
Der Campusplatz, der als l(i)ebenswerte Stadtmitte gedacht war, wird im Sommer bei solchen Temperaturen menschenleer bleiben. Niemand wird sich hier bei sengender Hitze freiwillig aufhalten. Damit scheitert die Idee einer belebten Mitte. Dies dürfte auch die geplante Gastronomie am Campus treffen: In der Multifunktionshalle wird das Burgerrestaurant Kunstwerk einziehen. Aber Außengastronomie bei diesen Temperaturen? Möglich, aber weder gesund noch angenehm.
Es ist an der Zeit, dass Selm aktiv wird und gemeinsam mit den Bürger*innen Lösungen für eine lebenswertere Stadtmitte entwickelt! Wie könnte das aussehen? Große Bäume, die abseits von Kübeln Raum zum Wachsen bekommen, könnten den Platz beschatten, das Mikroklima verbessern – und bei Starkregen gleichzeitig Wasser aufnehmen, dass sonst Platz und Straßen überschwemmt. Und das heißt: Ein Teil der versiegelten Fläche muss weg!
Bäume sind in jedem Fall ein Muss! Aber es gibt noch mehr grüne Ideen. Wie wäre es mit einem kleinen Wasserspielplatz für Kinder, der für Abkühlung und Leben auf dem Platz sorgt? Fassaden- und Dachbegrünung auf und an den umliegenden Gebäuden? Blumenbeete, die den Insekten kleine, bunte Inseln im Steingrau bieten? Oder an Wand und auf dem Dach begrünte Pavillons, die die Bänke beschatten und ein lauschiges Plätzchen zum Verweilen bieten?
Gemeinsam mit euch möchten wir als GRÜNE in Selm einen Vorstoß machen und einen Antrag im Stadtrat einbringen. Dafür brauchen wir eure Ideen! Wie können wir den Bereich um das neue Burgerrestaurant Kunstwerk mit ausreichend Grün und Schatten gestalten? Lasst uns gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft kämpfen. Sendet eure Vorschläge an ov@grüne-selm.de und setzt euch für eine grünere und kühle Stadtmitte ein.
Links zu Quellen, Vorbildern und Ideen:
- Bildquelle
- Das Konzept der Schwammstadt
- Entsiegelungs-Pläne der Bundesregierung
- Initiative „Mehr Grün in die Stadt“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen